Viele heute selbstverständliche Tätigkeiten müssen, oder besser dürfen, hier oben anders gehandhabt werden. Da kein fliessendes Wasser installiert ist, muss es vom ca. 50 Meter entfernten Holzbrunnen mit Kesseln hergetragen werden. Kaltes Wasser wird dann in einen aufgehängten Wasserkessel mit eingebautem Hahn geleert, gekochtes Wasser wird in Thermoskannen abgefüllt und fertig ist die Wasseraufbereitung. Es ist am Anfang ziemlich gewöhnungsbedürftig, ein Glas warmes Wasser zuzubereiten. Mit zwei oder drei Hebelbewegungen an der Thermoskanne für das heisse Wasser und anschliessendem Auffüllen mit kaltem Wasser aus den Wasserkesseln ist dies aber schnell erledigt. Eine zusätzliche Herausforderung ist die tägliche Körperpflege. Es gibt Mitglieder, die das Duschen mit einem Besuch des Hallenbades verbinden. Die Hartgesottenen ziehen aber den Brunnen im Freien vor, andere wiederum die Katzenwäsche beim warmen Ofen. Es gilt dabei peinlichst darauf zu achten, welches Becken für dieses Vorhaben verwendet wird. Da sie aber jeweils entsprechend angeschrieben sind, besteht keine Verwechslungsgefahr.
Damit alle Gäste immer wieder die gleiche Ordnung in der Hütte vorfinden, sind die Hausregeln in Form von Aushängen, Bildern und kunstvoll in Holzbretter gebrannten Anweisungen aufgehängt. Die Toiletten beschreibe ich hier nun nicht näher. Nur eines sei dazu gesagt: Der Ausblick von einem der beiden Häuschen auf den Eiger ist unbezahlbar!
Unsere Hütte bietet mit zwei Wohnungen, die auch verbunden werden können, einen idealen Ort zum Entspannen und Geniessen. In Grindelwald und Umgebung erwarten uns aber auch viele Wander- und Skimöglichkeiten. Wir haben uns schon oft gefragt, was uns immer wieder dazu bewegt, unsere Freizeit in der Hütte zu verbringen. Ist es der wunderschöne Blick auf die Fiescherhörner, die heute nicht mehr selbstverständliche Ruhe, das Geniessen eines Sonnenuntergangs auf dem Bänklein vor dem Haus oder einfach das Leben ohne grossen Komfort? Fragt man unsere Mitglieder, wird wohl jeder eine andere Antwort bereit haben.
Der Hüttenscheich: Stive Meyer